Im Vorfeld ihrer erstmaligen Teilnahme an der Brass-Band-Weltmeisterschaft im Rahmen des WMC 2017 in Kerkrade am kommenden Samstag stellt Ihnen die Brass Band Sachsen heute das Selbstwahlstück ihres Wettbewerbsvortrages vor.
„Red October: Symphony for Brass Band“ von Jonathan Bates
(Internationale Uraufführung am 08.07.2017 in Kerkrade)
„Das Jahr 2017 markiert das 100. Jubiläum der russischen Revolution 1917.
Im Februar jenen Jahres fand die erste von zwei Revolutionen, besser bekannt als bürgerdemokratische Februarrevolution, im russischen Zarenreich statt. Zentraler Ort des Geschehens bildete die damalige Hauptstadt des russischen Reiches, Petrograd (heute bekannt unter dem Namen St. Petersburg). Die Revolution führte zur Abdankung des zu der Zeit regierenden Zaren Nicholas II. und zu einer Teilung der Mächte zwischen der provisorischen Regierung sowie des Soviet Petrograds.
Die zweite Revolution im Oktober 1917 wurde als die große Oktoberrevolution der Sozialisten bekannt und hatte angeführt durch die Bolschewisten erneut ihr Epizentrum um Petrograd herum. Dieser Teil der Revolution mündete schließlich in einem sowjetischen Russland. Es war der damals weltweit erste sowjetische Staat. Daraus entwickelte sich der russische Bürgerkrieg, welcher von 1917 bis 1922 andauerte und den Tod von über 250.000 Personen bedeutete.
Sergei Rachmaninow als Mitglied der russisch politischen Bourgeoisie war kein Unterstützer des Bolshewismus. Zudem pflegte sein Vater Kontakte in diverse aristokratische Kreise, in die er hineingeboren wurde. Dies führte zu der Demütigung, dass der Vater seinen Grundbesitz verkaufen musste. Im gleichen Jahr wurde ebenso Rachmaninows Grundbesitz in Iwanowka durch das Lenin-Regime eingenommen.
Mit dem Wunsch, sein in das Chaos gefallene Heimatland zu verlassen, erhielt Rachmaninow eine Einladung, zehn Klavierabende in über ganz Skandinavien verteilten Orten zu musizieren. Dies stellte für ihn die optimale Gelegenheit dar, die Berechtigung zur Ausreise für ihn und seine gesamte Familie zu erzielen. Im Dezember 1917 wanderten sie auf einem offenen Schlitten in Richtung Finnland aus, was schlussendlich Rachmaninows selbst auferlegtes, lebenslanges Exil von seinem Heimatland besiegeln sollte.
Als im Jahre 1918 in ganz Europa kriegerische Auseinandersetzungen die Regel waren, überdachte er seine Zukunft. Sich dessen bewusst, dass sein Einkommen ausschließlich aus der Kompositionsarbeit nicht ausreichen würde, sah Rachmaninow die beste Lösung darin, sich mit Auftritten in Amerika seiner finanziellen Sorgen zu entledigen. Dabei hatte er vorher bereits zwei Anfragen vom Boston sowie dem Cincinatti Symphony Orchestra ausgeschlagen.
Im November 1918 bestiegen Rachmaninow und seine Familie folglich ein Schiff in Oslo mit dem Fahrtziel New York, wo sie auch elf Tage später ankamen. Vor seinem Tod emigrierte er ein weiteres Mal in das schweizerische Luzern, bevor er auf Empfehlung seines Arztes in wärmere Gefilde zurückkehrte: Beverly Hills (Kalifornien).
„Red October: Symphony for Brass Band“ bedient sich zweier Hauptzitate der Musik Sergej Rachmaninows: sein „Klavierkonzert Nr. 4“ einerseits und sein „Ave Maria“ von seinen „All-Night Vigils“ andererseits, welches sein letztes komponiertes Werk vor seiner Verbannung aus Russland werden sollte.“
(Quelle: Vorwort des Komponisten in der Partitur, Übersetzung: Thomas Schneider)
Instrument feiert Premiere in der Brass-Band-Literatur
Zum Einsatz kommen wird innerhalb dieses Brass-Band-Werkes erstmals ein Hang, welches mit seinem charakteristischen Klang die Kriegsmaschinerie darstellen soll. Das zunächst asiatisch anmutende Instrument hat seinen Ursprung in der Schweiz und ist von Klangarchitekten ausdrücklich als Klangskulptur und nicht als Musikinstrument kreiert worden. Mittlerweile gibt es diverse Firmen, die das Hang zu einem Orchesterinstrument samt verschiedener Grundstimmungen weiterentwickelt haben. Sowohl der Komponist als auch die Schlagwerker legen bei der internationalen Uraufführung jedoch Wert darauf, mit einem der wenigen hundert Originalinstrumente zu musizieren.
Großer Dank geht dabei an Michael Metzler als Inhaber des Glockenladens Berlin, welcher in Besitz solch eines seltenen und grenzenlos wertvollen Exemplars ist.
Neben dem Hang kommen folgende Schlagwerkinstrumente zum Einsatz:
- Spieler 1: kleine Konzerttrommel, Roto-Toms, Röhrenglocken, Schlagzeug
- Spieler 2: Paarbecken, Hängebecken, Xylofon, Röhrenglocken, große Konzerttrommel, Vibrafon, Tamtam, Triangel
- Spieler 3: Tamtam, Vibrafon, Glockenspiel, Röhrenglocken, Hang, Tempelblöcke, Triangel, große Konzerttrommel
- Spieler 4: 5 Pauken, Shaker
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